Der Markt in Kashgar Der Markt in Kashgar
06 Oktober 2006

Skiexpedition Mustagh Ata (7546m)

Stefan und Rainer Prüller berichten über ihre Skiexpedition am „Vater der Eisberge“ im chinesischen Kun Lun Gebirge..

Reisen erweitert den Horizont

“Reisen erweitert den Horizont”, sagte einst Alexander von Humboldt und weckte damit bereits vor einigen Jahren unsere Neugierde für exotische Länder.

Am 1. Juli starteten wir diesmal mit nahezu 50 kg Gepäck zum höchsten Skiberg der Welt, dem 7546m hohen Mustagh Ata im chinesischen Kun Lun Gebirge. Spannung, Nervenkitzel und Respekt vor der enormen Höhe waren unsere ständigen Wegbegleiter, bis wir endlich den „Vater der Eisberge“ nach einer abenteuerlichen Fahrt durch Kirgisistan und China zu Gesicht bekamen. Großes Staunen und überwältigende Eindrücke verschmolzen nun mit der aufwendigen Vorberei-tung zu einer einzigen großen Symbiose.

Mit Kamelen ins Basecamp

Der Karakulsee auf 3800m war der Ausgangspunkt unserer 2-Mann Expedition und sogleich der Beginn einer mühevollen Akklimatisationsphase. Der Großteil des Gepäcktransportes erfolgte per Kamel bis ins 4400m hoch gelegene Basislager, wo wir von unserem chinesischen Koch mit Tee und Spezialitäten aus Sezuan herzlich empfangen wurden. Nun aber begann der eigentliche Hauptpart unseres Bergabenteuers – das Aufbauen der Hochlager und die körperliche Adaption an die extreme Höhe.

40 kg pro Person vom Basislager ins Camp 1 auf 5350m, absolut am körperlichen Limit und dazu leichte Kopfschmerzen, so stellen sich die wenigsten einen Urlaub vor. Wir verzichteten zu 100% auf Fremdhilfe und errichteten in weiterer Folge Camp 2 auf 6300m, einem herrlichen Plateau im ewigen Eis, vorausgesetzt das Wetter zeigt sich von seiner schönen Seite.

Festsitzen in Camp 2

Wir hatten damit gerechnet, doch als die Wolken immer dunkler wurden und der Schneefall sich verdichtete traf jener Fall ein, den wir vermeiden wollten – wir saßen fest, in einer Höhe in der der menschliche Organismus nicht mehr in der Lage ist sich anzupassen. Wir versuchten im dichten Nebel ins Basecamp abzufahren, jedoch mussten wir nach 100hm mit gesenkten Köpfen den Weg zurück ins Camp 2 antreten um dort zwei Tage auszuharren.

Die erste Schönwetterphase nutzten wir zur diesmal herrlichen Pulverschneeabfahrt durch die stark zerklüfteten Gletscherbrüche am Mustagh Ata bis ins Ba-sislager, um uns dort für den Gipfelsturm auszuruhen.

Nach kurzer Erholung zum Gipfel

48 Stunden genossen wir den Luxus eines Basecamps ehe wir am 21. Juli unseren Gipfelgang aufgrund einer stabilen Hochdruckphase beschlossen und wiederum Richtung Camp 1 starteten.

Bei traumhaftem Wetter ging es am Folgetag weiter ins Camp 2, wo wir alles für unseren großen Tag vorbereiteten, um am Morgen des 23. Juli nur noch aus dem Zelt steigen zu müssen.

Daunenjacke und –handschuhe machten den -25 °C kalten Tagesanbruch erträglich. Nach 3 Stunden erreichten wir Camp 3 auf 6800m, welches wir aus strategischen Gründen im Vorfeld nicht errichteten.

Heißer Tee und gefrorene Riegel am Gipfeltag

Ein Schluck heißer Tee und ein gefrorener Müsliriegel gaben uns die Kraft für die kommenden harten Höhenmeter per Ski. Unglaublich flach gestalteten sich die letzten 200hm und die Höhe zehrte enorm an unserer Substanz. Beide verloren wir einige Tränen, als wir am Horizont die Gipfelfähnchen unseres Traumziels entdeckten. Es war geschafft, der 7546m hohe Mustagh Ata empfing uns nach 7h30min mit all seiner Schönheit und wir genossen 45min in der absoluten Einsamkeit, ehe wir mit höchster Vorsicht und Konzentration um 15:00 Uhr unsere Abfahrt Richtung Basecamp begannen.

Kashgar und die Taklamakan Wüste

Im Anschluss an unsere erfolgreiche Skibesteigung des Mustagh Ata verweilten wir eine Woche in der westchinesischen Stadt Kashgar. Eine moderne Stadt mit etwa 300 000 Einwohnern. Wir nutzten die Zeit zum Relaxen, Essen, etwas shoppen und für einen Kurztrip in die Taklamakan Wüste, wo wir 3 Tage lang mit Kamelen unterwegs waren.

Beeindruckende Erlebnisse auf dem Weg Richtung Wüste konnten wir auf den lokalen Märkten erfahren, wo Hygiene noch ein absolutes Fremdwort ist. „Schlachthöfe“ auf offener Straße, inmitten von Staub, Hitze und einer Unmenge von Leuten.

Start zum Pik Lenin

Nach dem Aufenthalt in Kashgar entschlossen wir uns Richtung Pik Lenin (7134m) im Pamir aufzubrechen und organisierten eine chinesische Agentur für die Fahrt zur kirgisischen Grenze.

Am Grenzübergang erwartete uns ein russisches Militärfahrzeug für die Weiterfahrt bis ins Pik Lenin Basecamp auf 3800m. Unglaublich schlechte Straßenzustände machten die Fahrt zu einem echten Abenteuer mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von ca. 30 km/h.

Imposanter und spaltenreicher Berg

Der Pik Lenin erwies sich als sehr imposanter und spaltenreicher Berg, mit äußerst wechselhaftem Wetter. Aufgrund der hervorragenden Akklimatisation vom Mustagh Ata stiegen wir gleich am nächsten Tag ins vorgeschobene Basislager auf 4200 m auf.

Wiederum mit erschwerlichen Tragarbeiten ging es am darauffolgenden Tag ins Camp 2 auf 5400m. Nach fast 6 Stunden Gehzeit und enormer Hitze errichteten wir dort ziemlich erschöpft unser Zelt und versorgten uns mit frischem Gletscherwasser und genossen die „köstliche“ Expeditionsnahrung.

Mit dem "Bergungeheuer" zum Gipfel

Kurz nach Mitternacht, Magenkrämpfe, Brechreiz und Durchfall. Daunenjacke an, Zelt auf und raus in die kalte Nacht. Vermutlich verursacht durch Eier im Camp 1 erwischte mich eine schwere Magenverstimmung und musste somit auf den Aufstieg ins Camp 3 auf 6200m verzichten. Mein Bruder stieg mit einem schwedischen „Bergungeheuer“ weiter auf und erreichten nach insgesamt nur 4 Tagen ab Basecamp den Gipfel des 7134m hohen Pik Lenin.

Schwere Höhenstürme und schlechte Sicht machten das Unternehmen zu einem echten Härtetest und nur die wenigsten erreichten ihr Ziel.

Nur ca. 10% kommen auf den Gipfel

In Summe erreichen an so hohen Bergen nur etwa 10% der Gipelaspiranten ihr Ziel und wir sind unheimlich stolz auf uns, eine so gute Ausbeute erreicht zu haben, ohne Fremdhilfe und absoluter Eigenorganisation.

Der Abstieg entwickelte sich zu einer nebelverhangenen Odysse im Spaltenlabyrinth des Pik Lenin. Innerhalb der 5 Tage, die wir am Berg verbrachten gingen die Gletscherspalten aufgrund der enormen Tageserwärmung merklich auf.

Nach 5 Wochen Bergsteigen ist Schluss

Nach fast 5 Wochen durchgehend im Gebirge hatten wir vorerst einmal genug vom Bergsteigen und nutzten die Möglichkeit und organisierten ein Taxi in die usbekische Hauptstadt Taschkent, wo wir 2 Tage verbrachten um auf unseren Rückflug nach München zu warten.

Die für Europäer eher unbekannte zentralasiatische 3-Millionen Metropole überraschte uns durch Sauberkeit und einem absoluten Sicherheitsgefühl für westliche Touristen. Beim Blick auf die Landkarte war es irgendwie schon unheimlich wo wir uns befanden, aber das zu realisieren dauerte noch einige Wochen. Beim Durchschauen der Dias erfüllt es uns mit Stolz, einen so reibungslosen Expeditionsverlauf erlebt haben zu dürfen, trotz körperlicher und psychischer Grenzbelastung.

Text: Stefan Prüller, September 2006

Infoteil - Mustagh Ata (7546m

Für private Organisation gibt es mehrere, zuverlässig arbeitende Agenturen auf der

chinesischen Seite, z. B.:

Unsere Agentur:

Kashgar: Mr. Kong Baocum CXMA (Chinese Xinjiang Mountaineering Asssociation)

E-mail

Sonstige Agenturen:

Kashgar: Iskander Aabibulla,

E-Mail

Kashgar: Keyoum Mohammad, KMA, Kashkar Mountaineering Association,

Kashgar Sports, Travel,

E-Mail

Urumqi: CYTS Xinjiang Co.,Ltd.,

E-Mail

Urumqi: Xinjinature Internaional Travel Services Co.Ltd.

E-Mail

Nützliche weblinks:

Kashgar (China

Seidenstraße

Kashgar

Kirgisistan

www.kirgistan-reisen.de

www.travelkirgistan.com

Mustagh Ata

Sabine Kraml Mustaghata

www.greiners.de

Wikipedia Mustagh Ata

www.mustaghata.com" target="_blank">www.bergschule-vips.de

Pik Lenin

wikipedia Pik Lenin

Usbekistan

Wikipedia Usbekistan

Auswaertiges Amt Usbekistan



Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.