Gesund und wohlbehalten, noch mit etwas Höhenjetleg sind wir zurück im Basislager.
Alles ist gut gegangen, wir sind überglücklich und genießen die Annehmlichkeiten der dicken Luft auf Basislagerhöhe. Anstrengend und kalt war es! Krasser können Gegensätze nicht sein.
Wie es unser 5. Teammitglied Meteorologe Dr. Karl Gabl in Innsbruck angekündigt hatte, war es beim Start vom Basislager in der Höhe noch recht stürmisch und am Nachmittag gab es noch leichte Niederschläge. Den Angst einflössenden Aufstieg durch den Eisfall nahmen wir dieses Mal noch vor Sonnenaufgang unter die Steigeisen und waren schon um 8:00 Uhr auf Höhe von Lager I. 3 Stunden später standen unsere beiden Mini-Zelte am Platz von Lager II auf 6450 m.
Lhotse-Flanke
Am 18. Mai waren wir wieder in der Lhotse-Flanke im Aufstieg zum Platz vom üblichen Lager III. Immer wieder genieße ich den Blick aus 7350 durchs Western Cwm hinaus auf die liebgewordenen Grenzberge zwischen Nepal und Tibet: die beiden 8000er Shisha Pangma und Cho Oyu, dazu Gyachung Kang, Pumori und viele andere. Wir hatten einen unwirklichen Sonnenuntergang, danach Kälte und Schlafsack.
Früh waren wir auf den Beinen um über den oberen Teil der Lhotse-Flanke aufzusteigen. Am Gelben Band, dem Sandsteingürtel des Himalaya-Hauptkamms auf 7600 m, gab es kleinere Staus von Sauerstoffmasken-tragenden Everest-Besteigern. Kurz darauf konnten wir nach rechts in Richtung des weiteren Lhotse-Aufstiegs abzweigen, wo wir plötzlich fast alleine waren. Gerlinde war voraus gestiegen, um einen Platz für unser letztes Biwak zu erkunden. An der Stelle, wo wir letztes Jahr waren, gab es dieses Jahr fast nur Blankeis, und damit mussten wir etwas weiter oben in Steinschlag-Deckung einiger Felsen unsere Zelt-Plattform aus Firn und Eis aushacken. Auf 7850 m standen letztlich unsere kleinen Zelte etwas windschief am Hang. Über unser mitgebrachtes Satelliten-Telefon telefonierte ich nochmals mit Karl Gabl, der uns nach wie vor gutes Wetter bestätigte. Zwar mit etwas höheren Windgeschwindigkeiten als zunächst erwartet, aber immer noch gut brauchbar.
Gipfeltag
Eine kurze Nacht mit wenig Schlaf, um 4:00 Uhr waren wir im Aufstieg. Über Nacht hatte es etwas Neuschnee gegeben, trotzdem kamen wir gut voran. Während die umliegenden Berge schon bald in der Morgensonne standen, stiegen wir auf der Westseite des Lhotse in einer engen Rinne im Schatten bei -25° auf. Die ehemalige Eisrinne, die wir aus dem Jahr 2006 als solche kannten, ist inzwischen großteils eine steinschlaggefährdete Felsrinne mit spannender Fels- und Mixed-Kletterei. Unglaublich wie sehr sich das in zwei Jahren verändert hat.
Gerlinde war zum Schluss fast einen Stunde voraus, - sie ist wahnsinnig stark. Und ich konnte es kaum glauben: sie wartete 10 Höhenmeter unter dem Gipfel auf mich, fast eine Stunde lang. Im starken Wind. Bei fast -30°. Um mit mir die letzten Höhenmeter zum Gipfel des Lhotse und damit zu meinem 14. 8000er gemeinsam aufsteigen zu können. Ein unglaublich erhebender Augenblick dort oben gemeinsam ankommen zu dürfen. Und die Ausblicke, die ich mir schon immer ein Mal gewünscht hatte sehen zu können, nun gemeinsam genießen zu können: der filigran überwechtete und mit Eistürmen besetzte Verbindungsgrat von Lhotse zu Nuptse, der schier unwirklich aussehende und !!unmögliche!! Verbindungsgrat zwischen Lhotse und dem Lhotse-Middle. Der um wenige Meter niedrigere, schwarz-rote Gigant Makalu und dahinter ganz im Osten der fünfgipfelige Kangchendzönga. Und 180° weiter – quasi zum Greifen nah: der Everest im Westen.
SO SCHÖN! Nur eisigkalt und zu windig um länger auf die anderen warten zu können.
Abstieg
Im Abstieg kam uns erst David, später auch Hirotaka und der Spanier Xavi entgegen. Alle drei sollten im Laufe des frühen Nachmittags noch den Gipfel erreichen.
Der Abstieg zum letzten Biwakplatz verlief problemlos. Da Hiro sehr müde war, traten wir den weiteren Abstieg zum Platz von Lager III erst bei einbrechender Dunkelheit um 18:00 Uhr an. Nochmals auf 7850 m zu biwakieren wäre zu gefährlich gewesen. Der weitere Abstieg verlief problemlos, - und jetzt wird erst mal gefeiert.
14 x 8000
Physisch konnte ich jetzt die Gipfel aller 14 8000er erreichen – den Mt. Everest 1992 in jungen Jahren noch mit Zusatzsauerstoff. D.h. ich werde dem Everest sicher nochmals einen Besuch abstatten um am höchsten Ende der Erde auch noch „oben ohne“ gestanden zu haben.
Wann das sein wird und über welche Route ist noch offen – erst mal geht meine Frau Gerlinde in 14 Tagen zum K2, alles andere entscheiden wir danach.
Dank
Nun möchte ich mich verabschieden, allerdings nicht ohne wie immer meinen Sponsoren zu danken. Sie erlauben es mir, - wie dieses Mal - dass ich auch mal 16 Tage schlechtes Wetter im Basislager ausharren kann oder immer wieder zu neuen Zielen aufbrechen zu können:
Bedanken darf ich mich bei der R+V Versicherung, bei den Firmen Schöffel, Lowa, GoreTex und Komperdell.
Danke auch an alle Freunde und Interessenten und an alle, die uns die letzten Tage und Wochen die Daumen gehalten haben!!!
Beste Grüße
Ralf Dujmovits
Webtipps
Gerlinde Kaltenbrunner steht auf dem Lhotse
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