05 März 2018

Game over bei K2 Winterexpedition

Nach dem gescheiterten Solo Versuch von Denis Urubko, sehen auch die am Berg gebliebenen Polen keine Erfolgschancen mehr.

Bisher konnten 13 der 14 Achttausender im Winter bestiegen werden, nur der K2 hielt in der kalten Jahreszeit – als Winterbesteigungen zählen auf der Nordhalbkugel alle Besteigungen in der Zeit zwischen 21. Dezember und 20. März – allen Versuchen stand.

Seit Anfang Jänner ist eine 13-köpfige Polnische Expedition unter der Leitung von Krzysztof Wielicki (67) am K2. Mit dabei auch der polnisch-kasachische Bergsteiger Denis Urubko (44), der seit 2015 polnischer Staatsbürger ist und zu den besten Bergsteigern der Welt zählt. Denis stand im Winter bereits auf zwei 8000ern. Er war im Zuge der aktuellen K2 Expedition bereits auf 7200 m.

Rettungsaktion am Nanga Parbat

Ende Jänner wurden Denis Urubko und sein Expeditions-Team-Kollege Bielecki vom K2 zum Nanga Parbat geflogen, um dort in einer übermenschlichen Rettungsaktion die Französin Elisabeth Revol zu retten. Die beiden stiegen in der Nacht 1200 Höhenmeter über die Kinshofer-Route auf, um die vom Gipfel bis auf 6200 Meter abgestiegene Revol zu retten. Ihren höher oben schneeblind zurückgebliebenen Landsmann Tomek Mackiewicz konnten sie leider nicht erreichen (mehr dazu).

Am 24.2. ist Denis Urubko alleine vom BC zum Gipfel aufgebrochen.

Krzysztof Wielicki zum Status der Expedition:

24.2.:„Heute hat neben den Standard-Akklimatisierungs-Aufstiegen, Denis Urubko alleine, ohne die Leitung der Expedition zu informieren, das Basislager verlassen, um bis Ende Februar*) den Gipfel des K2 zu erreichen.

Die Expedition arbeitet nach dem vorgesehenen Plan weiter, der für Anfang März den Gipfelversuch vorsieht.

Heute haben auch Maciej Bedrejczuk und Marcin Kaczkan das BC verlassen. Morgen werden sie das zweite Lager von 6.500 auf 6.700 verschieben. Morgen verlässt das nächste Team das BC, Marek Chmielarski und Artur Małek mit dem Ziel, sich in C3 auf 7200 m zu akklimatisieren und Denis‘ Vorstoß abzusichern. …“

Am 25.2.:  "Heute sind Marcin Kaczkan und Maciej Bedrejczuk ins C2 aufgebrochen. Marek Chmielarski und Artur Małek sind auf dem Weg ins C1. Gestern weigerte sich Denis Urubko, nachdem er sich in C1 Maciej Bedrejczuk und Marcin Kaczkan getroffen hatte, ein Funkgerät mitzunehmen, wahrscheinlich verbrachte er die Nacht an der Stelle der alten Lagerstätte oberhalb des Lagers C1."

26.2.: Da Denis Urubko, für den die Wintersaison Ende Februar endet, den Gipfel nicht erreichen**) konnte, entschied er sich, die polnische Winterexpedition auf dem K2 zu verlassen. Diese Entscheidung wurde von den Teilnehmern der Expedition akzeptiert, die nach seinem unabhängigen Versuch, auf den Gipfel zu kommen, keine weitere Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Denis sahen.

**) Denis erreichte nach seinen Angaben eine Höhe von 7600 m und muster oberhalb der Schulter wegen Sturms umkehren.

05.03.2018: Aufgrund einer tiefen Analyse der Situation in Absprache mit dem Team hat Krzysztof Wielicki heute beschlossen, die Bergaktion am K2 zu beenden. Die folgenden Faktoren haben die Entscheidung beeinflusst, die Kampagne zu beenden:

  1. Das Ergebnis der Erkundung des Teams Adam Bielecki und Janusz Gołąb heute. Es stellte sich heraus, dass auf dem Weg ins C1 alle Seile verschneit sind. Es besteht auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Lager C1, C2 und C3 zerstört sind
  2. Wettervorhersage, die um 11/03/2018 nur ein kleines Schönwetterfenster bestätigt
  3. Keine Möglichkeit zur weiteren Akklimatisatoon.
  4. Lawinengefahr in den oberen Teilen der Route. In den letzten 8 Tagen haben wir insgesamt über 80 cm Schneefall registriert.
  5. Warnung im Wetter-Portal vor hohen Niederschlägen auf 7600m
  6. Schlechte Wetterprognosen für den Zeitraum nach dem 11/03/2018

Die Sicherheit der Teilnehmer ist die Priorität der Reise.

*) Der echte Winter im Himalaya und Karakorum

Anders als bei den Astronomen geht für Denis Urubko der Winter, in dem Besteigungen im Himalaya und Karakorum als Winterbesteigungen gelten, nur vom 1.Dez. bis zum 28. (29.) Februar. Er argumentiert das durchaus schlüssig damit, dass am 21. Dezember der kürzeste Tag mit der kürzesten Sonnenerwärmung sei und in den vier Wochen davor und danach, die Bedingungen am winterlichsten seien – so ist der 1. Dezember mit 21 Tagen viel näher am kürzesten Tag als z.B. der 28, (29.) Februar mit 67 Tagen. Dazu kommen noch: 

Tageslicht: Am 1.Dezember ist das Tageslicht viel kürzer als Ende Februar.

Wind: Die Winde sind lt. Denis im Dezember, Jänner und Februar viel stärker als davor oder danach.

Temperaturen: Auch hier finden sich die tiefsten Temperaturen in den Monaten Dezember, Jänner und Februar.

Schnee: Anders als die Monate im Sommer, Herbst und Frühling sind der Dezember und der Jänner eher schneearme Monate, da durch den Jet Stream Wind verblasen wird - also eher ein Vorteil.

Denis sieht daher die im März durchgeführten 8000er Winterbesteigungen von Gasherbrum I und Broad Peak als kritisch an und möchte daher unbedingt noch im Februar den Gipfel des K2 erreichen. 

Neben der astronomischen und der für Denis Urubko geltenden Winterzeit gibt es noch den Winter der Verwaltungsbehörden, so erteilen die nepalesischen Behörden nur Permit für Winterbesteigungen, wenn diese zwischen 15. November und 15. Februar stattfinden. 

Starke Polen

Polen gelten jedoch als Meister der Winterbesteigungen im Himalaya und Karakorum, wo neben den extrem tiefen Temparaturen bis -50° insbesondere die bis zu 120 km/h starken Jet Stream Winde zur tödlichen Gefahr werden.  Die Expedition wurde von der polnischen Regierung mit 240.000 Euro unterstützt und möchte den K2 im klassischen Expeditionsstil bezwingen.

Die ersten sieben Achttausender wurden in den Wintern 1980 bis 1987 allein von polnischen Alpinisten bestiegen und der 67-jährige Expeditionsleiter Krzysztof Wielecki konnte als erster Mensch einen 8000er im Winter bezwingen (Evererst 1980) und stand danach noch als erster auf dem Kantsch und Lhotse.  

Liste der im 8000er-Winterbestiegenen (wenn nich extra vermerkt, alles Polen)

17. Februar 1980 Mount Everest (8.848 m) - Krzysztof Wielicki und Leszek Cichy
12. Januar 1984 Manaslu (8156 m) - Maciej Berbeka und Ryszard Gajewski
21. Januar 1985 Dhaulagiri (8167 m) - Andrzej Czok und Jerzy Kukuczka
12. Februar 1985 Cho Oyu (8153 m) - Maciej Berbeka und Maciej Pawlikowski
11. Januar 1986 Kangchendzönga (8.898 m) - Krzysztof Wielicki und Jerzy Kukuczka
3. Februar 1987 Annapurna (8091 m) - Artur Hajzer und Jerzy Kukuczka (Expeditionsleiter)
31. Dezember 1988 Lhotse (8.511 m) - Krzysztof Wielicki
14. Januar 2005 Shisha Pangma (8027 m) - Piotr Morawski und Simone Moro (Italien)
9. Februar 2009 Makalu (8463 m) - Simone Moro (Italien) und Denis Urubko (Kasachstan)
2. Februar 2011, Gasherbrum II (8035 m) - Simone Moro (Italien), Cory W. Richards (USA) und Denis Urubko (Kasachstan)
9. März 2012, Gasherbrum I (8068 m) - Adam Bielecki, Janusz Gołąb
5. März 2013, Broad Peak (8047 m) - Maciej Berbeka, Adam Bielecki, Artur Małek, Tomasz Kowalski
26. Februar 2016, Nanga Parbat (8125 m) - Simone Moro, Alex Tichon, Ali Sadpara

"Für mich ist es nicht von Bedeutung, wer auf den Gipfel geht", meinte Wielecki letztes Jahr im Kurier, "wichtig ist, dass einer der Polen dort Spuren hinterlässt." Dies ist bereits einer Polin gelungen, Wanda Rutkiewicz erreichte 1986 als erste Frau im Sommer den Gipfel des K2.

Quelle: polskihimalaizmzimowy.com

Krzysztof Wielicki: about the polish winter expedition to K2



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