Jetzt ist die Expedition wirklich vorbei. Wir waren dem Ziel sehr nahe, aber 247 Hm trennten uns noch vom Gipfel. Ich erreichte 7800 m und Shahenn war dicht hinter mir. Oudrat stoppte ca. 100 Meter unter uns wegen eines Kälteproblems bei seinen Füßen. Das Wetter war perfekt, schwacher Wind, Sonne, aber auf 7.800 m zeigte meine Uhr 14:00 - zu spät, um weiter zu gehen. Zum Gipfel wären es noch 2 Stunden gewesen und um 16:00 auf dem Broad Peak im Winter zu stehen ist Selbstmord, denn beim Abstieg zum letzten Lager gibt es keine Biwakmöglichkeit.
Es war eine sehr schwierige Entscheidung, doch für mich war klar, dass unsere Expedition hier zu Ende ist und wir so rasch wie möglich zum letzten Lager absteigen müssen. Der Gipfel war so nah und meine physische Verfassung war gut, doch ich musste nun mein Gehirn und nicht meine Muskeln einschalten.
Wir starteten um 6.30 Uhr (davor war es zu windig und kalt) vom Camp 3. Wir trafen leider auf viele unerwartete Gletscherspalten und weil wir ohne Seil gingen, mussten wir einen sicheren Weg durch die Spalten finden, was uns viel Zeit kostete. Ich gehöre nicht zu den Kletterern, die große Risiken auf sich nehmen und erst am späten Nachmittag auf einem 8000er Gipfel stehen. Seit 22 Jahren klettern die besten Bergsteiger auf die 8000er des Karakorums und sind oft dem Erfolg so nahe, dass sie blind werden. Zum Glück trat diese Blindheit gestern bei mir nicht ein.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die meine Expedition die letzten zwei Monaten lang verfolgt haben. Ich tat mein Bestes, setzte all meine Kraft und mentale Stärke ein, doch der gesamte Winter, den ich hier verbrachte wir sehr hart. Dennoch erkannte ich, dass ein kleines Team ohne externe Hilfe eine extreme Expedition machen kann. Sicherlich wird in der nächsten Zukunft jemand erstmals im Winter auf einem Karakorum 8000er stehen, doch ich glaube, dass ich nächsten Winter auch wieder dort sein werde.
Simone Moro 9.3.2008
Update 1.3.2008
Nachdem wir gestern rasch auf Camp 2 aufgestiegen waren und für heute den Gipfelversuch auf dem Programm hatten, zerstörte der Sturm wieder all unsere Hoffnungen. Wir kämpften die ganze Nacht damit, dass unser Zelt nicht weggeblasen wird und Gott sei Dank ist es nicht zerstört worden. Wir entscheiden uns für den Abstieg und ließen alles zurück, weil wir es noch einmal versuchen werden.....Ich weiß nicht, wie oft wir in den zwei letzten extrem kalten Monaten hier aufgestiegen sind, doch unglaublicher Weise haben wir noch immer die Motivation es noch ein letztes Mal zu versuchen.
Update 21.2.08
Gestern wurde der Weg zu Camp 3 mit Fixseilen versehen. Am 20.2. war perfektes Wetter mit schwachen (80 km/h) Wind auf 7000 m. Heute ist schlechtes Wetter mit Sturm.
Update 27.1.08
Nach einem Monat sinnlosen warten in Skardu, erreicht Simone Moro das Base Camp, wobei er und die 850 kg Ausrüstung bereits eine Stunde vor dem BC abgesetzt werden. Derzeit trägen sie die Ausrüstung in BC.
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Broad Peak Winterbesteigung 2008
Seit Ende Dezember ist der Italiener Simone Moro in Pakistan, wo er in elf Wochen den Gipfel des Broad Peak (8051 m) erstmals im Winter bezwingen möchte.
Obwohl Winterbesteigungen von 8000ern zu den größten alpinistischen Herausforderungen gehören und bis heute nur ganz wenige der vierzehn 8000er im Winter bezwungen wurde, kämpft Simone derzeit mit viel größeren Problemen – der Bürokratie und Ineffizienz in Pakistan.
Festival der Ineffizienz
“Es sind nun 23 Tage seit meiner Ankunft in Pakistan und ich bin immer noch am selben Platz in Skardu. Heute morgen wieder das gleiche Dilemma: Blauer Himmel und wieder neuer “Grund” weshalb uns kein Hubschrauber ins Basislager fliegen kann.”
Pakistan hat zwar die Gipfelgebühren um 95% gesenkt, ist aber offenbar nicht in der Lage ein Mindestservice für Expeditionen zu bieten. “ Der Broad Peak wird der “leichteste” und angenehmste Teile der Expedition werden, bei dem das Endergebnis nur vom Wetter und den Verhältnissen abhängt. Derzeit hängt alles von anderen Dingen ab….”
Simone der im Winter 2005 gemeinsam mit dem Polen Piotr Morawski erstmals die Shishpangma (8027 m) im Winter besteigen konnte und auch den Cerro Torre im Winter versucht hat, weiß wovon er Spricht, wenn es ums Winterbergsteigen geht.
Bis heute ist keiner der pakistanischen 8000er (K2, Nanga Parbat, Broad Peak, GI, und GII) jemals im Winter bestiegen worden.
Webtipps
Shisha Pagnma 2005 - Simone Moro und Piotr Morawski schaffen die Shisha Pangma 8027 Meter im Winter !!!
Cerro Torre im Winter - Simone Moro versuchte eine Winterbesteigung des Cerro Torre
Batura II (7.782 Meter) - Simone Moro versucht den Batura II (7.782 Meter), den höchsten unbestiegenen Berg der Erde
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