03 April 2008

Auf dem Aconcagua - jetzt geht es zum Everest

Stephan Keck steht auf dem Acuncagua, jetzt bricht er auf zum Mount Everest…

Am 19.03 erreichen wir Punte del Inca auf 2700m. Seit meiner letzten Aconcagua Besteigung vor ca. 10 Jahren hat sich hier einiges geändert. Nur die alte Bruchbude, in der wir damals schon gewohnt haben, ist gleich geblieben. Es ist ein Wunder, dass die Blechhütte bei den starken Stürmen, die hier über den Pass zwischen Chile und Argentinien fegen, noch steht. Nach unserer Ankunft haben wir uns sofort auf den Weg gemacht, um Tragetiere zu finden. Wir haben Glück. Don Rudi ist gnädig und bringt unsere 100 kg Gepäck zum doppelten Preis wie normal ins BC. Das ist normal, denn die Saison endet am 15.03 und dann muss man froh sein, wenn man überhaupt jemanden findet, der noch arbeiten will.

Wir machen uns am 20.03 früh morgens auf Richtung Confluenzia. Das ist unser erstes Zwischenlager. Noch am selben Tag besteigen wir einen 3900m hohen namenlosen Berg, um uns besser zu akklimatisieren. Am 21.03 liegen ca. 25 km vor uns. Dann erreichen wir das Basislager. Es war ein schier endloser Weg und gegen 16 Uhr kommen wir tatsächlich in der toten Zeltstadt an. Es stehen zum Glück nur noch die Gerippe der grossen Organisationen da und wir sind alleine im BC.

In der Hochsaison sind täglich zwischen 500 und 1000 Menschen da. Placa de Mulas, so heisst das Basislager, liegt auf ca. 4300m. Nachdem wir unser Lager eingerichtet haben, folgt erst einmal ein Ruhetag. Wir liegen den ganzen 22.03 nur faul herum. Die einzige kleine Arbeit, die angefallen ist, war das restliche Material, das uns die Esel heute brachten, aufzuräumen.

Am 23.03 machen wir uns schon sehr früh auf zur nächsten Akklimatisationstour auf den 5004m hohen Co Bontet. Ohne Probleme erreichen wir über den steinigen und sandigen Trampelpfad den Gipfel. Es ist wieder einmal schön, dass wir ausserhalb der Saison unterwegs sind. Denn wenn 50 Menschen auf diesem Gipfel stehen, ist es vielleicht etwas eng. Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder unser BC.

Am 24.03 folgt wieder ein Ruhetag.

Am 25.03 machen wir uns zum ersten Mal auf den Weg zum Lager 1 - Nider del Condores am Aconcagua. Wir bringen Verpflegung und Kleidung ins Lager 1 und steigen im Anschluss wieder ab ins BC. Die 1100m mit Gepäck machen uns keine Probleme und wir erreichen den Lagerplatz noch vor Mittag. Es liegt wesentlich mehr Schnee als ich es von meiner letzten Tour in Erinnerung hatte. Das macht den Aufstieg viel schöner - nicht nur Sandstapfen. Zurück im BC und nach dem Abendessen hat Othmar zum ersten Mal leichte Magenprobleme - eventuell von meinen guten Kochkünsten, von der ungewohnten Ernährung oder auch vom Schneewasser - wir haben es nicht herausgefunden.

Nach einer weiteren Nacht im BC fühlen wir uns am 26.03 stark genug, um noch einmal mit den restlichen Sachen zum Lager 1 aufzusteigen und den weitern Weg zum Gipfel in Angriff zu nehmen. Wir kommen wieder ziemlich gut voran. Nur die Magenprobleme von Othmar machen sich doch bemerkbar. Ziemlich ausgelaugt erreicht er das Lager auf ca. 5500m. Nach einem Mittagessen und einer Ruhepause am Nachmittag wollen wir gegen 17 Uhr wieder kochen und Wasser schmelzen. Nur unser nagelneuer Superkocher will das nicht, es kommt kein gas mehr durch und wir stehen ohne Kochmöglichkeit da.

Nach 2 Std. auseinander und zusammenbauen und nach einer massiven Manipulation der Gaszufuhr haben wir wieder eine Kochmöglichkeit - auch wenn sie explosionsgefährlich ist. Ich möchte dem Hersteller nach meiner Rückreise die Möglichkeit einer Stellungnahme dazu geben und will das Produkt deshalb noch nicht beim Namen nennen. Aufgrund dieser Panne beschliessen wir, die restlichen 1400m zum Gipfel in einem durchzuziehen. Da wir nicht mehr verlässlich Schnee schmelzen können, ist das unsere einzige Möglichkeit, den Gipfel zu machen. Für Othmar folgt eine sehr unruhige Nacht. Kopfschmerzen und Atemnot lassen ihn ab Mitternacht nicht mehr schlafen.

Am Morgen des 27.03 beratschlagen wir, ob wir noch einen Ruhetag hier oben machen sollen oder wie wir weiter vorgehen sollen. Othmar fühlt sich ziemlich erschöpft und nach der Atemnot in der letzten Nacht entscheidet er sich für einen Abbruch der Besteigung. Die Erlebnisse im Zelt und das Kennen lernen einer Expedition war ein schönes Erlebnis und er will nicht an seine Grenzen gehen. Ich finde, das ist eine sehr gute und vernünftige Entscheidung. Viele Menschen sind leider nicht in der Lage, sich so zu entscheiden. Wenn man beachtet, dass wir ganz alleine am Berg sind und unser Kocher im nicht richtig mitspielt, ist diese Entscheidung sicher am vernünftigsten.

Ich selber quäle mich noch 1 Std. mit der Entscheidung „Auf oder Abstieg?“ Schliesslich entschliesse ich mich für einen Alleingang. Um 10 Uhr breche ich auf Richtung Gipfel während Othmar sich retour macht. Mit einem Liter Wasser, 3 Balisto, den Masterfood Flavanol Testprodukten und meiner Kamera geht es los. Das Lager Berlin habe ich schon nach 1,5 Std. erreicht. Der Wind und die Kälte nehmen mit der Höhe massiv zu. Aber ich komme gut voran. Ich orientiere mich nur noch am Sonnenstand - was die zeit betrifft. Ich weiss, ich soll spätestens um 17 Uhr am Gipfel sein. Auf ca. 6600m bei der Querung wird der Wind unerträglich. Windböen bis 120 kmh zwingen mich alle 10 Schritte auf die Knie. Ich muss mein Gesicht vom Wind abwenden und mich kurz versuchen aufzuwärmen.Ca. -25°C und der starke Wind machen ein Weiterkommen fast unmöglich.

In kurzen Etappen komme ich dem Ziel aber doch immer näher. Nur die Zeit läuft mir davon. Der Wind wird immer stärker und ich brauche für die letzten 100 Hm sicher fast eine Stunde. Um 16:30 h erreiche ich das Gipfelplateau des 6964m hohen Aconcagua. Ich kann nicht aufrecht stehen, da mich der Wind sonst umbläst. Auch die Kälte macht mir zu schaffen. Nicht nur mir gefällt es hier nicht, auch meinem Fotoapparat geht nach 2 Fotos der Saft aus. Nach ca. 2 min. Aufenthalt mache ich mich auf den Rückweg.

Zum Glück lässt der Wind auf 6000m dann etwas nach. Mit einigen kurzen Pausen erreiche ich um 19 Uhr wieder den Lagerplatz auf 5500m. Müde und total ausgebrannt lege ich mich in meinen Schlafsack. Essen und trinken fällt aus, da ich ja keinen Kocher mehr habe und das Wasser in meiner Flasche seit dem Gipfel gefroren ist. Über Nacht wärme ich die Eisflasche in meinem Schlafsack auf.

28.03 - Das Aufwärmen hat zum Glück funktioniert. Nach einem 3/4 Liter Wasser mache ich mich schon sehr früh auf ins BC. Es folgt ein langer Tag. 40 km Fussmarsch retour bis Puente del Inca und ca. 2800 Hm Abstieg. Um 18 Uhr erreichen wir gemeinsam Puente del Inca. Ein hamburgesa completo und 2 lt. Mineralwasser lassen uns aufleben.

29.03 - Nach einer Nacht im Hotel fahren wir am späten Nachmittag retour nach Mendoza. Steak essen und Kräfte sammeln steht auf dem Programm.

30.03 - heute ist Ruhe-, Wasch- und Organisationstag. Wir werden uns schon morgen auf den Weg nach Buenos Aires machen und uns dann entscheiden, wie es weitergeht. Eine verfrühte Rückreise ist geplant, um die restlichen Schwierigkeiten mit Nepal und den Chinesen besser aufzuarbeiten. Die Situation in Nepal spitzt sich ja inzwischen auch auf menschlicher Ebene ziemlich zu. Militär, das auf Mönche einschlägt, macht die Vorfreude nicht gerade gross. Auch steht es inzwischen fest, dass bis 10. Mai niemand auf den Gipfel des Everest darf - Chaos ist also vorprogrammiert. Ich werde mein bestes geben und hoffe trotz allem auf eine friedliche und erfolgreiche Expedition. Die Vorbereitung am Acuncagua war ja bestens.

Text und Fotos: Stephan Keck

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Ausgestattet von:

Vaude, Völkl, Leki, Black Diamond, La Sportiva, Marker

Logistic und Technical Support:

Kühne und Nagel, Siko Solar, Sport Eybl

Weiter News zur bevorstehenden Expedition folgen in Kürze, mehr zu Stephan Keck gibt es unter www.stephan-keck.at oder unter www.alpinist.at

Webtipp:

www.alpinist.at www.stephan-keck.at

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