Ines Papert, Thomas Senf und Wolfgang Russegger brachen am 21. Sept 2010 nach Kirgistan auf, um im Südosten des Landes die Erstbegehung der Süd-Ost-Wand am 5.842 Meter hohen Mount Kyzyl Asker im Alpinstil zu realisieren. Obwohl das Unternehmen aufgrund extremer Wetterbedingungen nach zwei Versuchen in der Wand schließlich nur 200 Meter unterhalb des Gipfels scheiterte, steht für die Teilnehmer fest: Wir kommen wieder!
Flexibilität und Improvisationsvermögen war ab dem ersten Tag der Reise gefordert. Der ursprüngliche Plan von der Hauptstadt Bishkek mit einem Lastwagen ins Kookshai Too Gebirge zu fahren, musste rasch verworfen werden. Zu früh war der Winter dieses Jahr hereingebrochen.
Und nicht nur das Budget, sondern auch der Zeitplan wurde durch die Wahl der dann einzig möglichen Alternative belastet: 350 Kilometer auf der Strasse zum Ort Naryn zurück zu legen. Hier war es dann der Helikopter, der die Expedition ins Basislager auf 3.850 Meter brachte. Tagelange Materialtransporte über den unwegsamen, sich 15 Kilometer erstreckenden, Kamovara Gletscher zehrten an den Kräften, ehe das Team schließlich auf 4.600 Metern Höhe das vorgeschobene Basislager errichten konnte; nur 30 Gehminuten vom Wandfuß der Süd-Ost-Wand des Mount Kyzyl Asker entfernt.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Bei herrlichstem Wetter nötigte eine hartnäckige Erkältung Ines Papert und Wolfgang Russegger zu einer mehrtägigen Zwangspause. Als die beiden wieder gesund waren, verschlechterte sich dann das Wetter zunehmend. Nach einem ersten Versuch in der Wand und einem schier endlosen Biwak zwangen sie heftiger Schneefall, starker Wind und rasch sinkende Temperaturen zum Rückzug.
Was folgte war ein mehr als 10-tägiges Wartemartyrium in ABC und Basislager.
Jetzt oder nie
Schließlich verbreitete Charly Gabl vom Wetteramt Innsbruck Hoffnung. Sein angekündigtes kurzes Schönwetterfenster ließ Motivation und Vorfreude im gesamten Team steigen. Jetzt oder nie, trotz zwei Meter Neuschnee am Wandfuß.
Bestens akklimatisiert, doch mittlerweile gewaltig unter Zeitdruck kämpften sich Ines Papert, Thomas Senf und Wolfgang Russegger am 19. Okt. in einer 17-stündigen Kletterei auf eine Höhe von 5.668 Metern.
Die anspruchsvolle Eis- und Mixedkletterei forderte die drei Alpinisten enorm heraus, dennoch konnten sie über 1000 Höhenmeter an diesem Tag bewältigen.
Eine ernüchternde Situation
In einer Steilwand, nur 200 Meter unterhalb des Gipfels, verbrachten sie das bisher härteste Biwak ihres Lebens, denn die angekündigte Schlechtwetterfront war einen Tag zu früh gekommen.
Dichter Schneefall, heftiger Wind mit Temperaturen um die -30°C, abgehende Lawinen und ein Kocher, der endgültig seinen Geist aufgegeben hatte – eine ernüchternde Situation, die das Team einstimmig den Abbruch der Expedition entscheiden ließ.
"Abgestiegen sind wir nach einer stürmischen Nacht im Sitzbiwak- mit unmengen Neuschnee und Eiseskälte und wegen Spindrift Ladungen, die in abständen von wenigen Minuten über uns runter gingen. Abseilen konnten wir fast ausschliesslich an Abalakow Eissanduhren, und ein paar Kopfschlingen." meint Ines.
Die Enttäuschung über das Scheitern am Berg war zwar groß, aber die Faszination, die von dieser Region, dem Berg und der gefundenen Linie ausgeht überwiegt bei weitem. 2011 wird es, reich an gesammelter Erfahrung, ein Wiedersehen mit dem Mount Kyzyl Asker geben.
Eckdaten zur Tour
Ines meint zur Tour "Die kletterei würde ich als...phantastisch bezeichnen. Kompaktester Fels (Monolith)und super Bedingungen im eis, aber dennoch schwierig. Fast immer senkrecht. Es waren einige steilere Mixed Passagen zu überwinden, ca. bis M7 und eis WI 7 teils ging es an hauchdünnen Eisglasuren nach oben, auch verschiedene Schlüsselstellen machten das vorankommen mit dem schweren Rucksack nicht gerade einfach. Doch wir wollten auf unser Biwakmaterial aufgrund der tiefen Temperaturen und langen Nächte nicht verzichten. Wir konnten die gesamte Kletterei mit mobilem gear absichern. Eisschrauben und Camalots/Klemmkeile. Die wandhöhe beträgt vom Bergschrund bis zum Gipfel 1200m.
Ein besonderer Dank gilt:
Den Sponsoren unserer Expedition: GORE-TEX®, Arc‘teryx, Black Diamond, Julbo, Lowa, Exped, Red Fox, Suunto, Brandspot
Den guten Geistern zwischen Basislager und Wandfuß: Franz Walter (Foto, Kamera, Technik), Christian Materna (Bayerischen Rundfunk) und Sabine Bruckmeier (Gewinnerin der GORE-TEX® Experience Tour)
Der Deutsche Botschaft in Bishkek, die trotz erheblicher Schwierigkeiten eine sichere Rückreise nach Deutschland ermöglichte.
Sasha Steiner und Robert Steiner und der Agentur AkSai
Expeditions-Weblog:
Kommentare