Es war mein 3. Anlauf das Projekt an den 3 Zinnen zu realisieren. Angefangen 2006 mit Dean Potter, jedoch verletzungsbedingt gescheitert an der letzten Tour: Schweizerführe an der Westlichen Zinne ( 3 Zinnen Jump). 2007 hab ich das Unternehmen wieder durch Verletzungen gehandicapt, auf Eis legen müssen. (Sprung Große Zinne) Nach dieser un- sanften Landung hatten Martin Mirzwar ( Kamera) und ich eine einmonatige Zwangspause.
2008 sollte endlich das Jahr werden. Mitte August hatte ich erstmals optimale Vorraus-setzungen. Über den Dolomiten baut sich ein stabiles Hochdruckgebiet auf. Mein Plan: Start vor Mitternacht an der Alpen- liebe (9) an der Westlichen Zinne, Basejump von der Westlichen Zinne über die Scolatolikante. Weiter über das Phantom der Zinne (9+) zum Gipfel der Großen Zinne. Schnellabstieg mit Fallschirm vom Ringband und zum Einstieg der Ötzi trifft Yeti (8+) an der kleinen Zinne. Das Ziel meiner langen vertikalen Reise, der Gipfel der kleinen Zinne. Alle Routen Rotpunkt, mit unterschiedlichen Sicherungspartnern.
Die Fakten
Insgesamt 1500 Meter Kletterstrecke, aufgeteilt in 48 senkrechte bis überhängende Seillängen im 7 ten, meist 8 ten, und einige im neunten Grad. 5 Seil- längen im 3 ten Grad….aber die fallen nicht mehr in´s Gewicht.
Das Team
Mein Team ist wie ich, voll motiviert und enthusiastisch. Peter Gambs, mein Basejump Partner. Er steigt über die Normalwege auf die Westliche und Große Zinne und wird mit mir die beiden Sprünge absolvieren. Peter Anzenberger wird mich in der Nacht an der Alpenliebe sichern. Alexander, mein Bruder und Partner in der Phantom. Martin Kopfsguter, mein Begleiter an der kleinen Zinne.
Alpenliebe und 5 Sekunden freier Fall
15. August, 22.30 Uhr. Ich starte mit Peter Anzenberger an der Alpenliebe: " Alles läuft perfekt, wir sind schnell, kann alles Rotpunkt klettern, bis… gegen Ende der Schlüsselseillänge (10. SL/9) wird es plötzlich dunkel… Der Akku meiner Stirnlampe ist leer. Hab keine Chance in der Dunkelheit bis zum Standplatz zu klettern. Im 2. Versuch ein Griffausbruch und ich segle in die tiefschwarze Nacht. Etwas genervt gelingt mir die Seillänge im 3. Anlauf. Der Weg zum Gipfel ist frei (noch 8 SL/ 8). 4.00 Uhr morgens erreichen wir den Gipfel. Um 6.00 Uhr springen Peter Gambs und ich über die Scolatolikante. 5 Sekunden freier Fall, meine Schirmöffnung nicht optimal, kann aber gut korrigieren, Landung OK.
Phantom und 8 Sekunden freier Fall
7.00 Uhr Einstieg in die Phantom: " Routiniert klettere ich bis unter die Schlüsselseillänge. Mitten in der schwierigsten Passage donnern 3 Basejumper über unsere Köpfe hinweg. Wahnsinn! Ich schaffe die Stelle im ersten Anlauf. Der volle Wahnsinn!!! In den oberen anspruchs-vollen 7- Längen machen sich erste Ermüdungszustände bemerkbar." Um 14.00 Uhr erreichen Alexander und ich das Gipfelkreuz der Großen Zinne. Nach einer kurzen Pause springe ich mit Peter Gambs von der Großen Zinne. 8 Sekunden freier Fall, Schirmöffnung diesmal gut, gerade, vielleicht etwas zu hart, Landung OK.
Ötzi trifft Yeti
15.30 Uhr steige ich mit Martin in die letzte Route: "Obwohl Ötzi trifft Yeti nur mit 8+ bewertet ist, verlangt sie alles von mir ab. Martin muss mich mehrmals am Standplatz wachrütteln. Energie ist kaum mehr vorhanden. Es ist ein Kampf bis zum Ende, erst die letzte 5er Seillänge kann ich genießen." 19.30 Uhr erreiche ich mit Martin den Gipfel. Ich bin am Ziel, fühle mich für eine kurze Zeit in einer fremden Welt… eine lange Geschichte voller Emotionen, mit Höhen und Tiefen endet - glücklich - jetzt.
Mein Dank
Danke an alle, die mir dabei geholfen haben und in dieser Zeit mit mir unterwegs waren:
Martin Kopfsguter, Mario Walder, Bruno Schneider, Peter Anzenberger., Alexander, Kurt Astner, Dean Potter, Peter Gambs, Eddi Kraus, Stane K., Ulli Wambach, Martin Mirzwar, Hansi Tschurtschenthaler, Agip in Toblach und die Auronzohütte für die freundlich Bewirtung. Heinz Zak, Max Reichel und Franz Hinterbrandner.
Text: Thomas Huber
Einige Fakten
Thomas Huber ist hat alle Längen als Seilerster Rotpunkt geklettert. Zu der Programmänderung im Vergleich zum Vorjahresversuch, wo er statt der Alpinliede (9+), das Schweizerdach (9-) versuchte und mit der Kleinen Zinne begonnen hattee, meint Thomas: "Ich wollte eine Steigerung, und Alpenleibe war schon vor 3 jahren mein Traum, aber wir haben das mit dem Schweizer Dach abgespeckt, weil wir dachten, dass es zuviel war... und jetzt wollte ich die Herausforderung annehmen." Zur neuen Reihenfolge: "Warum Anfang mit Alpenliebe: Plan war alle 3 zu springen, und das geht nur wenn ich mit Alpenliebe beginne (Sprünge eben immer bei Tageslicht, und andersrum wäre nicht gegangen. Weil ich aber am Ende meiner Tour so paniert war, eingeschlafen bin, hab ich kurzerhand entschlossen, den letzten Sprung nicht mehr zu machen. Zu unkalkulierbar wäre das Risiko gewesen. Ich liebe meine Familie zu sehr, dass dieser Abschluss es nicht wert gewesen wäre. Und was gibt es Schöneres, am Ende an einem Gipfelkreuz zu stehen!"
bergsteigen.at gratuliert Thomas zu dieser tollen Leistung und zu der richtigen Entscheidung!
Webtipps:
Video: Thomas Huber springt von der Großen Zinne – 0:49 min
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