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05 November 2007

Charakusa Valley, Karakorum, Pakistan – 2007

Drei der weltbesten Alpinisten, Steve House, Vince Anderson und Marko Prezelj klettern trotz Schlechtwetters schwere neue Linien im Charakusa Tal....

Diesen Sommer besuchten Vince Anderson, Steve House und ich vom 7. Aug. – 24. Sept. das Charakusa Tal in der Hushe Region im Karakorum. Wir hofften, von Islamabad nach Skardu fliegen zu können, doch am Ende wurde aufgrund des unsicheren Wetters der gesamte Transport auf der Straße abgewickelt.

Die Klettergeschichte des Charakusa Tals

Steve und ich waren bereits 2003 und 2004 im Tal. Während der 2004er Expedition kletterten Doug Chabot, Jeff Hellenbaugh, Steve House, Bruce Miller, Steve Swenson und ich:

- einige Klettertouren (»No More Tasky Taking« am SO Grat des Naisa Brakk-aka Nyaser oder Nasser ca. 5200 m und »Difficult life« am Felspfeiler der K7 Südwand

- Erstbesteigung des Kapura (6544 m ) über die SW Wand/SW Grat

- Nach zwei Versuchen gelang Steve House die perfekte Solo Besteigung des K7 Hauptgipfels (6934 m), in 42 Stunden vom Basislager-Gipfel-Basislager – die zweite Besteigung des K7

- Inzwischen gelang Chabot und Miller die zweite Besteigung der Erstbegeher Route der Japaner von 1983

Steve Swenson, Jeff Hollebaugth und ich versuchten erfolglos den K7 West (6858m) über den Westgrat. Wir erreichten das Gipfelschneefeld, wo ich einige hundert Meter unter dem Gipfel eine Lawine lostrat, die Stevens Rucksack in die Tiefe riss und uns zum Umkehren zwang.

Das Tal hat viele herausfordernde Kletter- möglichkeiten, deshalb entschieden Vince Anderson, Steve House und ich, diesen Sommer zurückzukehren, mit dem Ziel, den bisher unbestiegenen K7 West (6858 m) und den K6 West (ca. 7100 m) zu machen. Der K6 wurde bis dato nur 1970 von einem österreichischen Team über den Westgrat vom Nangma Tal aus gemacht.

Akklimatisationsphase

Zu Fuß erreichten wir am 13. August das Charkusa Base Camp (4300 m) vom Dorf Hushe aus und akklimatisierten uns am Sulu Peak (5950 m), den wir am 18. und 19. August über den Nordwest Grat/Couloir bestiegen. (Der Abstieg erfolgte über das Zentralcouloir an der Südseite). Das wechselhafte Wetter verschaffte uns im Juli herausfordernde Schnee-Bedingungen – der Schnee schmolz rasch an den Südseiten und verwandelte sich in instabile und schwierig zu kletternde Zuckerwatte an den Nordseiten.

Am 21. Aug. kletterten wir über den SW Grat auf den pyramidenförmigen Naisa Peak (bereits 2004 von Jeff Hollenbaugh und Bruce Miller versucht). Die Route ist über 1000 m lang und bietet interessante Kletterei im Bereich 6b/6b+ in gutem Fels. Eine tolle Tour!

Im Zuge der finalen Akklimatisation wollten wir auch den Farol Peak im Norden unseres Basislager klettern, doch aufgrund des extrem warmen Wetters kamen wir gar nicht zum Klettern.

K 7 Westgipfel

Am 1. September kletterten wir vier Tagen am bisher unbestiegenen K7. Der erste Tag nur im Fels, 150 Meter gestufte und leichte Kletterei führten zu 7 Längen im Bereich 6 b/6b+. Die schwierigen Längen kletterte einer immer zweimal, da der Seilerste seinen Rucksack am Stand zurückließ. Am Ende des Felsbereiches deponierten wir die Hälfte der Felsausrüstung und querten hinüber auf die Seracs, wo wir einen guten Biwakplatz fanden.

Den zweiten Tag begannen wir eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang, nach einigen 100 Metern Simultan-Soloklettern über Schnee und Eis und einer perfekten Eislänge mit einem Mixed Teil, erreichten wir unser nächstes Biwak. Wir erwarteten einen Schneeplatz, fanden aber leider ein Eisband, das wir über zwei Stunden hart bearbeiten mussten bevor wir unser Zelt aufstellen konnten. Der Biwakplatz war nicht perfekt, doch ließ die Müdigkeit vom Klettern und das mühsame Bearbeiten des Eises unsere Bedenken schwinden.

Am Morgen des dritten Tages wurde unser Gipfelsturm erstmal vom Wetter in Frage gestellt. Nach einer anfänglichen Traverse, erreichten wir in einer Folge von Mixed- und Eisseillängen den Gipfelgrat, wo wir auf interessante Schnee- verhältnisse trafen. Es sah wie eine leichte Kletterei bzw. Gehgelände bis zum Gipfel aus, doch mussten wir uns schließlich durch seltsamen extrem tiefen Schnee, der auch keinen echten Halt für unsere Eisgeräte und Steigeisen gab durchwühlen. Anfangs schien es hoffnungslos, doch nach einer Weile, als dann auch eine riesige Schneerippe weggebrochen ist, gelang es Steve doch langsam den exponierten Bereich, den ich am ehesten mit den Schneerippen in den Anden vergleichen würde, zu queren. Bei starkem Wind und nahezu null Sicht erreichten wir den Gipfel. Nachdem wir einige Fotos auf dem vermeintlichen Gipfel gemacht haben, merkten wir, dass der eigentliche Gipfel noch 20 m höher auf einem Schneeabsatz war. Vince beschrieb den Moment wie »Eine Fahrt im Aufzug« , denn als wir auf den Gipfelabsatz klettern wollten, brach dieser in sich zusammen. Danach begannen wir mit dem Abstieg, erreichten am Abend unser Zelt auf dem Eisband und setzten am morgen unseren Abstieg fort.

Vom Gipfel waren es 30 Abseilpassagen und etliche Abkletterstellen bis wir am Nachmittag des vierten Tages den Gletscher erreichten. Wir waren alle zufrieden, mit diesem gelungenen Test unseres gesamten vielseitigen Kletterkönnens, Erfahrung und Intuition. Steve schätzte die Tour schwerer ein als seine 2004er Solo auf den Hauptgipfel des K7.

Nach der gelungenen Erstbesteigung des K7 warteten wir im BC auf besseres Wetter. Es war eine interessante Erfahrung, mit der Genugtuung eines Gipfelerfolges und der wetterbedingten Handlungsunfähigkeit mehrere Tage im BC festzusitzen. Als es dann plötzlich strahlend sonnig war, konnten wir aufgrund der vielen Neuschneemenge auch nichts Mixed-Klettern.

Versuche am Naisa Brakk und K6

Am 12. Sept. kletterten wir schließlich den langen Westgrat des Naisa Brakk. Nach 2 km Kletterstrecke bis 6a+ seilten wir schließlich durch den Westgully ab. Für die Gesamtbesteigung des Grates fehlten uns aber noch zwei Gipfel. Zwei Tage danach wollten wir in der Nordwestwand des K6 Westgipfels über einen Eisfall, der sich jedoch als extrem wild und kaum zu queren erwies, aufsteigen. Nachdem wir alle Möglichkeiten ausgecheckt hatten, ging es nach einer Biwaknacht wieder zurück ins BC. Die über die geplante Route abbrechenden Seracs und Lawinen bestärkten uns in diesem Entschluss.

900 Meter Traumlinie am K7 Pfeiler

Am Ende der Expedition schloss ich mich mit dem jungen Kanadier Maxime Turgeon (er war mit LP Menard, Scott Becapio und Kelly Cordess ins BC gekommen) zusammen und wir kletterten noch eine sehr interessante Linie auf einen der K7 Pfeiler. Nach etwa 100 m seilfreier Kletterei folgten 15 Längen mit gutem steilem Fels. Vom Gipfel des Pfeilers stiegen wir mit 13 x Abseilen wieder ab und waren um 2 Uhr morgens wieder zurück im BC. Ein perfekter Tag. Bis auf 10 m in einem grasigen Riss kurz vor der Dunkelheit, kletterten wir alles frei (Schwierigkeiten bis 6c).

Maxime meinte dazu: »Am 17. Sept., einen Tag bevor die Träge kamen um sie zu holen, schien Marko noch immer etwas unverbrauchte Energie zu haben. Ich schloss mich ihm an, um gemeinsam herauszufinden, was die Pfeiler des K7 W an Kletterei anbieten würden. Ohne vorheriges Erkunden zog es uns am Morgen zu einer großen Verschneidung mit Risssystem in der Südwand des östlichen Pfeilers. Um 7.30 zogen wir unsere Kletterschuhe an, es folgten perfekt überhängende Risse, steile Verschneidungen bis 5.10, 5.10+. Um 17.30 schien der Gipfel so nahe, dass wir ihn unbedingt noch machen mussten. Um 20.30 kletterten wir die letzten Meter hinauf, ein großartiges Gefühl. Wir erreichten zwar nicht den eigentlichen Gipfel, doch waren wir nach 900 m Kletterei am Pfeilerkopf angelangt. 13 Abseilpassagen später erreichten wir nach Mitternacht unsere Rucksäcke am Einstieg. In dieser Nacht leerten wir noch die letzte Scotch Flasche, bevor Vince, Steve und Marko das BC verließen...

Trotz des schlechten Wetters gelangen uns viele gute Klettereien: Sulu Peak, Naisa Brakk, K7W, der lange Grat auf die Naisa Brack und der Felspfeiler am K7 glückten, neben den gescheiterten Versuchen am Farol und K6W. Ich denke, die Expedition war ein Erfolg.

Wir bemerkten, dass sich auch hier die Seracs seit 2004 stark verändert haben, was die Besteigung des K6 von Charakusa aus künftig möglich machen sollte. Daneben gibt es ja noch viele interessante Linien.

Marko Prezelj, 9. Oktober 2007

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Sponsoren von Marko Prezelj:

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